
Was bringt der Industriestrompreis?
Das müssen Mittelständler jetzt über Energiepolitik wissen
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Welche Vorteile das mittelständischen Unternehmen mit hohem Energiebedarf bringt
- Warum aber auch keine Wunderdinge von der neuen Regelung zu erwarten sind und daher Investitionen in mehr Energieeffizienz zentral bleiben
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) titelte zum Jahresstart 2025 bei der Veröffentlichung ihres bundesweiten „IHK-Energiewende-Barometers 2024“ fast furchteinflößend: „Energieprobleme verfestigen Abwanderungstendenzen“. Seitdem ist eine Menge geschehen – in der Weltpolitik, in der Weltwirtschaft und auch in der Bundespolitik mit dem Antritt einer neuen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD. Doch die skizzierten Probleme haben sich seit dem Ende der Ampel-Regierung eher noch verschärft: „Hohe Preise und fehlende Planbarkeit der Energieversorgung sind für die Unternehmen am Standort Deutschland mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis“, heißt es beim DIHK. Die Energiepreise in Europa und vor allem in Deutschland zählen nach Meinung der Kammer zu den höchsten weltweit: „In Deutschland sind die Gaspreise bis zu siebenmal und die Strompreise bis zu fünfmal so hoch wie an konkurrierenden Standorten anderer Länder.“
Energieintensive Industrien prägen den Standort
Besonders aufgrund von Abgaben, Umlagen und Entgelten sind die Stromkosten für Unternehmen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Doch klar ist auch: Deutschland wird nicht über Nacht zum zweiten Silicon Valley und ist auf eine starke industrielle Basis angewiesen. „Für energieintensive Industrien, wie beispielsweise Chemie, Metall, Mineralöl, Glas oder Papier, bedeuten die steigenden Preise für Strom und Gas, dass ihre Produktion in Deutschland sehr viel teurer ist als in vielen anderen Ländern. Aber auch Rechenzentren, Automobilhersteller und Logistikbetriebe leiden unter den hohen Energiekosten“, mahnt der DIHK.
Subventionierter Industriestrompreis greift ab Neujahr – aber nur bis 2028
Jüngst hat das Bundeskabinett auf die wachsende Zahl der Klagen über hohe Energie- und Strompreise reagiert. Zum 1. Januar 2026 sollen die Energiepreise spürbar sinken. Die Bundesregierung will die Gasspeicherumlage abschaffen, die Strom-Netzentgelte bezuschussen und die Stromsteuer für produzierende Unternehmen dauerhaft niedrig halten. Eingeführt werden soll ein sogenannter Industriestrompreis. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprach bei der Pressekonferenz Mitte November von einem Zielpreis von fünf Cent pro Kilowattstunde. Der Bundestag hat die Änderungen ebenfalls mit Regierungsmehrheit beschlossen, jetzt fehlt nur noch das abschließende Okay aus dem Bundesrat. Die Gespräche mit der EU-Kommission, die der nationalen Subvention zustimmen muss, befinden sich laut Bundesregierung auf der Zielgeraden.
Der Bund will außerdem im Jahr 2026 die Übertragungsnetzentgelte mit 6,5 Milliarden Euro bezuschussen. Die niedrigeren Netzentgelte sollen ebenfalls zum 1. Januar 2026 allen Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie den Unternehmen zugutekommen. Die Senkung der Stromsteuer soll ab 2026 weiter und auf Dauer gelten. Damit werden nach Information der Bundesregierung alle produzierenden Unternehmen sowie die Land- und Forstwirtschaft entlastet, also auch mittelständische Betriebe – „angefangen von der Fleischerei, der Bäckerei über energieintensive Unternehmen bis hin zum Baugewerbe. Diese Maßnahme belastet den Haushalt mit etwa drei Milliarden Euro jährlich“.
Energieeffizienz bleibt zentrale Aufgabe – gerade jetzt
So attraktiv diese Entlastungen klingen: Der Industriestrompreis verschafft den Unternehmen nur kurzfristig mehr Liquiditätsspielraum, ist doch das Instrument von vornherein auf den Zeitraum 2026 bis 2028 begrenzt. Mehr als drei Jahre sind rein rechtlich nicht möglich – ungeachtet der Haushaltslage des Bundes.
Unternehmen, die diese Entlastungen nutzen und in Ihre Energieeffizienz investieren, werden langfristig profitieren. Denn jeder Tag mit veralteten Technologien und Prozessen kostet Geld.




