
Elektromobilität: Zulieferer richten sich neu aus
Auf dem Weg in die umweltfreundliche Mobilität
Auf einen Blick
- Ein Großteil der Zulieferer hat 2015 und verstärkt ab 2017 mit der Transformation in Richtung Elektromobilität begonnen.
- 52 von 83 Unternehmen entscheiden sich für einen schrittweisen Rückzug und der Entwicklung interner Kompetenzen für die Elektromobilität.
- Zulieferer stecken derzeit 34 Prozent ihrer Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Elektromobilität, machen damit aber nur zehn Prozent ihrer Gewinne.
Die Automobilbranche erlebt derzeit den größten Umbruch ihrer Geschichte. Vergleichbar mit der Einführung der Fließbandproduktion im Jahr 1913. Damals wurde das Luxusprodukt Auto zu einem Massengut. Nun steht mittelfristig die Abkehr vom Verbrennungsmotor an. Alle großen Automobilhersteller haben den Wechsel zum Elektromotor eingeleitet. Aber auch die Automobilzulieferer müssen sich neu ausrichten. Schließlich werden in Zukunft keine Abgasanlagen oder Getriebe mehr gebraucht.
Doch die Anpassung ihres Geschäftsmodells und die Neuausrichtung der Produktpalette zwingt Zulieferer zu einem Spagat: Sie müssen einerseits in das alte Geschäftsmodell investieren, mit dem sie in absehbarer Zeit noch einen Großteil ihrer Gewinne erzielen, zugleich aber auch in Zukunftstechnologien. „In der Debatte um die Zukunft der deutschen Traditionsbranche fehlt aus unserer Sicht bislang eine fokussierte Betrachtung der Automobilzulieferer und wie sie sich auf die Transformation einstellen“, sagt Harald Proff, Global Automotive Sector Lead bei Deloitte. Eine gemeinsame Studie der Beratungsgesellschaft mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zeigt, dass sich viele Automobilzulieferer bereits mitten in der Transformation befinden.

Offen, welche Antriebstechnologie sich durchsetzen wird
Ein Großteil der Zulieferer rechnet damit, dass der Verbrennungsmotor nicht innerhalb dieses Jahrzehntes verschwinden wird. 34 Prozent der Zulieferer gehen sogar davon aus, dass dies erst 2040 oder später der Fall sein wird. Zwar deutet der Trend in Richtung batterieelektrischem Antrieb, aber noch ist nicht endgültig klar, welche alternative Technologie sich langfristig durchsetzen wird. Von der Wahl des Antriebs hängt es aber entscheidend ab, ob traditionelle Kompetenz und Wertschöpfungsketten auch in Zukunft Bestand haben werden.
Ein Großteil der Unternehmen hat 2015 und verstärkt ab 2017 mit der Transformation in Richtung Elektromobilität begonnen. Eine Mehrheit der Befragten hat sich angesichts der nach wie vor unklaren Entwicklung für eine Kombination unterschiedlicher Transformationsstrategien entschieden. 52 der insgesamt 83 befragten Unternehmen wählen eine Kombination mit einem schrittweisen Rückzug aus der Welt der Verbrennungsmotoren und der Entwicklung interner Kompetenzen für die Elektromobilität.
Dabei befinden sich viele in einem unterschiedlichen Stadium der Transformation. So bauen neun der befragten Unternehmen derzeit Kompetenzen für Elektromobilität auf, zwölf befinden sich bereits in der Wachstumsphase. „Es zeigt sich, dass die Unternehmen strategisch auf Augenmaß setzen. Ein Großteil verfolgt eine Harvest-Strategie, also einen kontrollierten, langsamen Rückzug aus dem Markt für Verbrennungstechnologien bei gleichzeitigem Aufbau des Geschäftsbereichs Elektromobilität. Radikalere Strategien wie beispielsweise einen frühzeitigen schnellen Marktaustritt werden dagegen nur von einer Minderheit der Befragten gefahren“, erklärt Proff.
„In der Debatte um die Zukunft der deutschen Traditionsbranche fehlt aus unserer Sicht bislang eine fokussierte Betrachtung der Automobilzulieferer und wie sie sich auf die Transformation einstellen.“
Harald Proff, Global Automotive Sector Lead bei Deloitte
Finanzierung entscheidender Faktor für die Transformation
Nur ein Unternehmen gibt an, sich auf einen Schritt aus der bisherigen Technologie zu verabschieden und durch einen Technologiesprung, zum Beispiel mit einer Übernahme, den Einstieg in die Elektromobilität zu bewerkstelligen. Acht Unternehmen planen keine Transformation. Sie sind in der komfortablen Position, dass sie beispielsweise Teile für den Innenraum produzieren, die auch bei neuen Antriebstechnologien gebraucht werden.
Die Transformation ist vor allem auch eine Frage der Finanzen. Der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Automobilzulieferer liegt im Schnitt bei 34 Prozent. Investitionen in die Elektromobilität machen 28 Prozent der gesamten Investitionen aus. Dabei erzielen die Hersteller insgesamt nur 15 Prozent ihres Umsatzes mit der Elektromobilität und nur zehn Prozent ihrer Gewinne. Freie Finanzmittel, mit denen sie in die Elektromobilität investieren können, sind der entscheidende Faktor für eine beschleunigte Transformation.
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