Ökosysteme als Wirtschaftsfaktor
50 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, etwa 44 Billionen US-Dollar, können laut einem Bericht des Davoser Weltwirtschaftsforums nur erzeugt werden, weil Tiere, Pflanzen und Ökosysteme ihren Teil dazu beitragen. Die drei am stärksten davon abhängigen Wirtschaftszweige sind das Bauwesen, die Landwirtschaft, sowie die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Wenn die Natur jedoch aufgrund von Artensterben, intensiver Landnutzung oder Wasserknappheit diese „Ökosystemdienstleistungen“ nicht mehr erbringen kann, könnten viele Industrien stark gestört werden.
Das wohl am häufigsten genannte Beispiel ist die Honigbiene, ohne deren Bestäubung die Erträge im Obst- und Pflanzenanbau deutlich geringer ausfallen. In einigen Ländern, etwa China, haben Plantagenbetreiber bereits Arbeiter eingestellt, die Pflanzen künstlich bestäuben. Damit müssen sie nun Löhne bezahlen, die sonst nicht angefallen wären. Der Deutsche Imkerverband schätzt, dass allein die Bestäubungsleistung in Deutschland rund zwei Milliarden Euro wert ist – das ist das 10- bis 15-fache des Werts der Honigproduktion. In Anbauregionen am Bodensee sowie im Alten Land in Norddeutschland zahlen einige Obstbauern Imkern deshalb inzwischen freiwillig eine sogenannte Bestäubungsprämie.
Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Von naheliegenden Dingen wie Holz als Baustoff und Energiequelle über Lebensmittel, pflanzliche und tierische Fasern in der Textilindustrie, Wirkstoffen in der Medizin bis hin zum Tourismus, der ohne intakte Natur um etliche Reiseziele ärmer wäre. Und über allem sorgen intakte Ökosysteme weltweit kostenlos für Sauerstoff und sauberes Wasser.