
Steuerautomation: Nur wenige Unternehmen nutzen das Potenzial der Digitalisierung
Möglichkeiten von KI und Data Analytics bleiben bisher ungenutzt
Auf einen Blick
- Weltweit verlangen Finanzverwaltungen Zugang zu Steuerdaten in Echtzeit
- Mit Hilfe von Big Data oder Data Analytics könnten Steuerabteilungen große Mengen an Daten erfassen und auswerten
- Mitarbeiter benötigen mehr Anreize für innovatives Denken
- In Zukunft ist abteilungsübergreifende Zusammenarbeit gefragt
Die Steuerabteilungen von Unternehmen stehen vor einem großen Wandel. Auch hier ist die Digitalisierung der zentrale Treiber. Einige europäische Länder verlangen bereits steuerlich relevante Daten und Auswertungen in Echtzeit. Ein Beispiel dafür ist Italien, wo die Finanzbehörden Zugang zu den Rechnungen der Unternehmen haben und die Informationen landesweit austauschen. Doch es ist mehr als nur eine Pflichtübung. Diese Daten können aber auch der Unternehmensleitung wichtige Informationen liefern.
Digitalisierung von Steuerdaten erst ganz am Anfang
In der Praxis hinken die Steuerabteilungen den Möglichkeiten hinterher. Nur wenige Unternehmen haben die Abläufe automatisiert. „Viele sind bei der Automatisierung von Steuerdaten noch am Anfang. Wenn überhaupt kommen sie erst bei der Digitalisierung einzelner Steuerdaten voran“, sagt Alexander Reiter, Leiter der Steuerberatung bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die eine Befragung unter 207 Steuerexperten deutscher Unternehmen mit einem durchschnittlichen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro durchgeführt hat. Das ernüchternde Ergebnis: Nur zwei Prozent der Unternehmen sind nach eigenen Angaben bei der Digitalisierung ihrer Steuerdaten bereits am Ziel angekommen.

Die Vernetzung fehlt
Unternehmen erfassen zwar jeden Geschäftsvorgang digital. So legt die Buchhaltung jede Transaktion digital an, doch häufig hat die Steuerabteilung keinen direkten Zugriff auf Daten des Rechnungswesens. Es mangelt an der Vernetzung der verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens. „In der Praxis beobachten wir oft einen Mangel an Verständnis der vielfältigen technologischen Möglichkeiten im Bereich Steuern“, erklärt Reiter. Mit Hilfe von Big Data oder Data Analytics könnten Steuerabteilungen, große Mengen an Daten erfassen, miteinander verknüpfen und auswerten.
„Viele Steuerabteilungen sind bei der Automatisierung von Steuerdaten erst am Anfang. Wenn überhaupt kommen sie erst bei der Digitalisierung einzelner Steuerdaten voran.“
Alexander Reiter, Leiter der Steuerberatung bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY
Mitarbeiter müssen die Transformation tragen
Steuerliches Know-how wird nach Auffassung der Experten von EY nicht ausreichen, um den digitalen Wandel in Steuerabteilungen erfolgreich zu gestalten. Traditionell haben Mitarbeiter in Steuerabteilungen eine große Expertise bei einzelnen Steuerdaten. In Zukunft geht es aber stärker darum, Daten mit Hilfe von Technologien zu verarbeiten. Dazu ist ein innovatives und offenes Umfeld gefragt. Lediglich 39 Prozent der Unternehmen setzt Anreize, um neue Ideen voranzutreiben, etwa in Form von Bonuszahlungen oder Zielvereinbarungen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen bietet auch keine Fortbildungen für Innovationen. Das muss anders werden, ist Steuerexperte Reiter überzeugt: „Der Wandel kann nur gelingen, wenn die Mitarbeiter offen sind und die Transformation mittragen. Dabei gilt es, sie mitzunehmen und ihnen Ängste zu nehmen.“ Dazu bedürfe es auch eines Wandels, der von der Belegschaft mitgetragen wird.
Wie in anderen Teilen von Unternehmen wird sich auch in der Steuerabteilung die Arbeitsweise ändern: Die Zukunft gehört flachen Hierarchien, bereichsübergreifenden Teams und agilen Arbeitsmethoden, um Aufgaben schnell und flexibel erledigen zu können. Mit der Digitalisierung wird sich das klassische Abteilungsdenken zunehmend auflösen: Teams müssen über Abteilungsstrukturen und Funktionen hinweg zusammenarbeiten und dass bisher übliche Silodenken überwinden.
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