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Schritt für Schritt zum ESG-Rating

Schritt für Schritt zum ESG-Rating

Wie KMU den passenden Rating-Anbieter finden, um ihre Nachhaltigkeit bewerten zu lassen

Kunden, Geschäftspartner, Geld- oder Gesetzgeber – immer mehr Stakeholder verlangen von Unternehmen Auskunft darüber, wie es um deren Nachhaltigkeit bestellt ist. In einer Studie der Frankfurt School of Finance, der Datenplattform openESG und des Datenanbieters ppa Group, antworteten 23 Prozent der befragten Banken, dass ESG-Faktoren bereits heute ihre Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen beeinflussen. Bei Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden stimmten dem sogar 31 Prozent der Geldgeber zu. Wie also können Unternehmen in Sachen ESG überzeugen?

Neben einer freiwilligen und selbst erstellten Nachhaltigkeitsberichterstattung können sie auch auf die Einschätzung von Dienstleistern zurückgreifen, die in ihrem Auftrag ein ESG-Rating erstellen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Zum einen stehen viele Unternehmen bei der Erhebung von eigenen Nachhaltigkeitsdaten noch ganz am Anfang. Zum anderen gibt es eine Vielzahl an ESG-Ratingagenturen, die jeweils unterschiedliche Bewertungsmethoden und Dateninterpretationen anwenden. 

Erfahren Sie in unserem Artikel:

  • Warum ESG-Ratings nachvollziehbarer werden müssen
  • Wie Unternehmen die passende ESG-Ratingagentur finden
  • Wie ein ESG-Rating abläuft und was dabei beachtet werden sollte

Was ist ein ESG-Rating?

„Man unterscheidet generell zwischen beauftragten und unbeauftragten ESG-Ratings“, sagt Saskia Brüggemann. Sie begleitet seit einigen Jahren die Erstellung der ESG-Ratings der Deutschen Leasing. „Kapitalmarktorientierte Unternehmen werden von den großen Agenturen wie MSCI ESG, Sustainalytics und ISS ESG unter Nachhaltigkeitsaspekten bewertet. Dabei greifen diese zumeist auf verfügbare Daten zurück, etwa Websites und veröffentlichte Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte.“ Auf kleine und mittlere Unternehmen, die nicht zur Berichterstattung verpflichtet sind, treffe eher der zweite Fall zu: Nämlich, dass sie von sich aus eine Ratingagentur oder einen ähnlichen Dienstleister beauftragen, ein ESG-Rating zu erstellen.

Dabei funktioniert ein ESG-Rating anders als ein Kreditrating:
Bewertet werden nicht der wirtschaftliche Erfolg und die Leistungsfähigkeit, sondern vielmehr die Transparenz. Wie offen ist ein Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeitsrisiken? Welche Prozesse wurden etabliert, um diese zu managen und welche Ziele wurden in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, faire Arbeitsbedingungen und gute Unternehmensführung gesteckt.

Viele Agenturen, viele Ansätze

Das Problem ist: Anders als bei Kreditratings existiert weder eine Regulierung von ESG-Ratingagenturen – im Grunde darf jeder so etwas anbieten – noch gibt es einheitliche Bewertungsmuster für Umwelt, Soziales und Governance. Eine im Februar 2024 veröffentlichte Studie der deutschen Finanzaufsicht Bafin kritisierte etwa, dass einige Rating-Anbieter Unternehmen auf einer Skala von „AAA“ bis „CCC“ bewerte, so wie es bei Kreditratings üblich ist. Andere wiederum messen Nachhaltigkeit auf einer Skala von 0 bis 100. Zudem greifen die ESG-Rating Agenturen auf unterschiedliche Datenquellen zurück und haben unterschiedliche Ansätze, wie sie Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigen und gewichten. Zum Beispiel messen die einen Ratinganbieter sozialen Kriterien, wie Arbeitsbedingungen und -sicherheit eine größere Bedeutung bei während andere Umweltaspekte stärker gewichten.

Die EU-Kommission hat das Problem erkannt – und mit einem Vorschlag für eine „Verordnung über die Transparenz und Integrität von Rating-Tätigkeiten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance“, kurz ESG-Rating Verordnung, darauf reagiert. Denn damit Investoren, Geschäftspartner, Finanzierer und Co. das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens sicher bewerten können, müssen sie wissen, wie diese zustande gekommen ist. Das Ziel der Verordnung ist es deshalb, die Qualität von ESG-Ratings zu verbessern, Transparenz zu schaffen und die Integrität von ESG-Rating Anbietern zu erhöhen.

Ratings, die nur für interne Zwecke erstell werden, etwa für das eigene Risikomanagement, klammert die Verordnung aus. Für alle anderen Ratings von in der EU tätigen Agenturen, die öffentlich gemacht werden, gilt: Sie müssen Transparenzanforderungen einhalten, ihre Methoden, Datenquellen und Kriterien offenlegen und die Gewichtung der Faktoren Umwelt, Soziales und Governance darlegen.

ESG-Rating funktionieren anders als ein Finanzrating: Bewertet werden nicht der wirtschaftliche Erfolg und die Leistungsfähigkeit, sondern vielmehr die Transparenz
Bildquelle: AdobeStock NDABCREATIVITY

Wie finden Unternehmen die passende ESG-Ratingagentur?

Das vordergründige Ziel der EU-Verordnung ist Transparenz. Eine Harmonisierung der Ratingmethoden strebt sie nicht an. Denn darin liegt für Unternehmen auch eine gewisse Flexibilität. Nicht jedes ESG-Rating eignet sich für jedes Unternehmen gleich gut. „Entscheidend ist die Intention“, sagt Brüggemann. Soll das Rating Investoren überzeugen? Soll es als Beleg für Klimaschutzanstrengungen dienen oder soll es Sorgfaltspflichten in der Lieferkette dokumentieren? Je nach Zielsetzung wird eine andere Ratingagentur die Richtige sein.

Diese Tatsache können Unternehmen auch zu ihrem Vorteil nutzen. „Nachhaltigkeitsthemen sind sehr facettenreich, also kann die Bewertungsmethodik auch variieren. Wichtiger ist, dass sie transparent ist“, sagt Brüggemann. Denn wenn sie wissen, worauf sie verstärkt achtet, können Unternehmen die für sie und für ihre Branche passende Ratingagentur besser auswählen. Für eine Versicherung etwa werden Sozial- und Governance-Themen eine größere Rolle spielen als der Stromverbrauch. Bei einer Gießerei wiederum stehen Energie und CO2-Emissionen im Vordergrund.

Die Deutsche Leasing lässt ihr ESG-Rating jährlich von EcoVadis erstellen, die sich auf die Bewertung mittelständischer Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe und der Finanzbranche spezialisiert hat.

Wie läuft das ESG-Rating ab?

„Bei unserem ersten ESG-Rating haben wir sehr viel über uns und über den Rating-Prozess gelernt“, sagt Brüggemann. Bei EcoVadis erhalten Unternehmen zum Auftakt einen digitalen Fragebogen mit Fragen zu Umweltauswirkungen, Arbeits- und Menschenrechten, nachhaltiger Beschaffung, Ethik und Compliance. „Dabei mussten wir jede Frage nicht nur beantworten, sondern auch mit einem Dokument belegen“, sagt die Nachhaltigkeitsmanagerin. Nach dem ersten Login zum Fragebogen blieben sechs Wochen Zeit für die Bearbeitung.

Unternehmen sollten sich deshalb zuvor bewusst machen, welche Ressourcen sie für ein ESG-Rating aufbringen können und welche Informationen und Belege bereits vorhanden sind. Angaben zum Energieverbrauch oder auch zur Mitarbeiterstruktur liegen oftmals vor. Schwieriger kann es bei weniger greifbaren Themen wie etwa Diversität werden. „Hier sollte es eine niedergeschriebene Leitlinie geben“, sagt Brüggemann. Alles, was nicht schriftlich fixiert sei, werde oft nicht anerkannt, auch wenn es fest in der Unternehmenskultur etabliert ist.

Als wichtigste Lektion nach inzwischen drei durchlaufenen ESG-Ratings bezeichnet Saskia Brüggemann allerdings: „Ein ESG-Rating ist eine Gemeinschaftsarbeit. Teilen Sie die Verantwortung auf.“ Durch die Bearbeitung im Online-Fragebogen ist es technisch gut möglich, einzelne Aufgabenpakete zu vergeben. „So können unterschiedliche Ansprechpartner für unterschiedliche Themengebiete im Unternehmen einbezogen werden und niemand muss alle Informationen erst noch in einer unübersichtlichen Excel-Liste zusammentragen.“

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