
Rechenzentren – Deutschlands unterschätzte Schlüsselindustrie
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Rechenzentren sind das Rückgrat der Digitalisierung – und sind unverzichtbar für KI, Cloud-Dienste und vernetztes Arbeiten. Ohne leistungsfähige Serverinfrastruktur bleibt Deutschlands technologische Wettbewerbsfähigkeit auf der Strecke.
- Der Markt für Colocation-Rechenzentren, in denen Unternehmen ihre eigenen Server in gemieteten Gebäuden betreiben, soll sich bis 2029 mehr als verdoppeln. Gleichzeitig steigen Energieverbrauch, Kosten und regulatorische Anforderungen – ein Kraftakt für Wirtschaft und Politik.
- Fachkräftemangel, Genehmigungsverfahren und hohe Energiekosten bremsen den Auf- und Ausbau von Rechenzentren hierzulande. Gleichzeitig wird die Finanzierung großer Rechenzentrumsprojekte immer komplexer – gefragt sind assetbasierte Modelle, die Planungssicherheit und Flexibilität anbieten.
Die Zukunft der deutschen Wirtschaft hängt nicht nur von neuen Fabriken, Forschungslaboren oder Startups ab, sondern auch in hohem Maße von leistungsfähigen Rechenzentren. Ob künstliche Intelligenz, Cloud-Computing oder digitale Verwaltung: Ohne leistungsfähige Serverparks bleibt die digitale Souveränität des Landes ein Lippenbekenntnis. „Der Ausbau der Kapazitäten ist von hoher strategischer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands“, sagt Markus Docter-Steffens, Senior Projekt Manager für das IT-Projektgeschäft in Deutschland bei der DAL Deutsche Anlagen-Leasing GmbH & Co. KG (DAL). Doch die Realität ist ernüchternd: Bei der derzeitigen Ausbaugeschwindigkeit droht bis 2030 eine Kapazitätslücke von rund 50 Prozent des prognostizierten Bedarfs, warnt beispielsweise die Unternehmensberatung Deloitte.
Ein Markt verdoppelt sich – doch die Risiken wachsen
Schon heute gibt es etwa 2.000 Rechenzentren in Deutschland. Laut Prognosen soll sich allein der Markt für Colocation-Rechenzentren − also Rechenzentren, in denen Unternehmen ihre eigene IT-Hardware in gemieteten Räumen und Gebäuden betreiben − bis 2029 mehr als verdoppeln. Das prognostizierte Investitionsvolumen liegt nach Angaben der German Datacenter Association (GDA) bei über 24 Milliarden Euro. Treiber sind die Digitalisierung aller Branchen und der explosionsartige Anstieg von Anwendungen der künstlichen Intelligenz. „KI ist längst kein Spezialthema mehr – sie wird flächendeckend eingesetzt und steigert den Bedarf an Rechenleistung in bisher unvorstellbarem Maße“, erklärt Docter-Steffens.
Doch Wachstum allein garantiert noch keine Stabilität. Länder wie Irland, die Niederlande oder Skandinavien haben ihre Stromnetze frühzeitig auf die steigenden Lasten ausgerichtet. In Deutschland hingegen stocken Projekte oft am fehlenden Netzanschluss.
Doch es gibt Wege, wie Unternehmen die Abhängigkeit von globalen Hyperscalern − also großer globaler Rechenzentren, die eine große Menge an skalierbaren Cloud-Computing-Diensten, Speicher- und Netzwerkressourcen für Unternehmen und Privatpersonen bereitstellen − reduzieren und zugleich ihre Datensouveränität sichern können. So setzen laut DAL-Analyse immer mehr Mittelständler auf Colocation-Lösungen oder eigene modulare Rechenzentren, die Schritt für Schritt ausgebaut werden können. Dadurch bleibt die Kontrolle über sensible Daten im Unternehmen, während Investitionskosten planbar bleiben. „Der Trend geht zum Entclouding – hin zu mehr Unabhängigkeit und eigener Datenhoheit“, erklärt Docter-Steffens.
Energie als Achillesferse
Rechenzentren sind Energiefresser – und die deutsche Energiepolitik ist für sie ein Risiko. „Wir sehen immer mehr Unternehmen, die versuchen, ihre Versorgung in die eigene Hand zu nehmen“, beobachtet Thomas Kempe, Vertriebsleiter Großgeschäft Firmenkunden West der DAL. Manche Firmen investieren über Family Offices in Windräder oder Photovoltaikanlagen, um zumindest einen Teil ihres Bedarfs zu decken. Doch solche Lösungen reichen selten aus. „Die Stromverbräuche sind so groß, dass es immer auch regionale Energieversorger und politische Lösungen braucht“, betont Docter-Steffens.
Die Strompreise sind ein weiterer Standortnachteil: Mit 23 Cent pro Kilowattstunde zahlen Unternehmen hierzulande rund ein Viertel mehr als im EU-Schnitt – und je nach Vertrag und Beschaffungsfenster teils doppelt so viel wie in Skandinavien. Dazu kommen lange Genehmigungsverfahren: Während in Skandinavien ein Rechenzentrum in rund 18 Monaten steht, dauert es in Deutschland oft bis zu vier Jahre.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Effizienz. Abwärmenutzung, modulare Konzepte und die Integration erneuerbarer Energien gelten als Zukunftsstrategien. „Das ist essenziell, weil Betriebskosten sinken, regulatorische Anforderungen erfüllt werden und der ökologische Fußabdruck kleiner wird“, so Docter-Steffens. Mario Struck, Business Developer bei der DAL, ergänzt: „Gerade im Rechenzentrumsmarkt gibt es eine ausgeprägte Regulatorik. Wer die Standards nicht erfüllt, kann gar nicht erst starten.“

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Mittelständische Unternehmen reagieren bereits mit innovativen Eigenstromkonzepten. Laut DAL entstehen zunehmend Rechenzentren, die von Beginn an auf grüne Energieversorgung setzen – etwa durch eigene Photovoltaik-Anlagen oder Power-Purchase-Agreements (PPA) mit regionalen Erzeugern. „Wir integrieren lokale Energiequellen direkt in die Finanzierungskonzepte – von Solaranlagen auf dem Dach über Blockheizkraftwerke bis hin zu Windkraft“, sagt Struck. „So lassen sich Betriebskosten senken, regulatorische Anforderungen erfüllen und die Energieversorgung langfristig absichern.“
Finanzierungslücke trotz Boom
Ein vollausgebautes, mittelgroßes Rechenzentrum mit fünf Megawatt IT-Leistung verursacht hierzulande laut DAL Baukosten in Höhe von 60 bis 70 Millionen Euro – lange bevor der erste Server online ist. Hinzu kommen weitere Ausgaben für das Grundstück, die IT-Infrastruktur, Sicherheit und Betrieb. Für kleinere und mittelständische Unternehmen genügt dagegen oft nur ein Bruchteil dieser Leistung – der Einstieg liegt dann im einstelligen Millionenbereich. Wer beispielsweise 0,5 MW IT-Leistung benötigt, muss mit Baukosten in Höhe von rund 4,2 Millionen Euro rechnen; bei 1 MW liegen sie im Schnitt bei 8,4 Millionen Euro, bei 2 MW sind es rund 16,8 Millionen Euro. Das geht aus Analysen der britischen Immobilienberatung Savills hervor.
Doch kein Rechenzentrum kommt ohne Innenleben aus: Rund 50 sogenannte Racks ( 2 Meter hohe Metallschränke, in denen Server, Speichermedien und Netzwerkkomponenten sicher eingebaut sind) für die Unternehmens-IT und das Webhosting passen in ein 0,5 MW-Rechenzentrum, bei einer bereitgestellten Leistung von 1 MW sind es etwa 100 Racks, bei 2 MW gut 200 Racks. Kommen Aufgaben wie Cloud- und Datenbanken oder AI-Training hinzu, erhöht sich die IT-Last pro Rack – und damit das Volumen des Rechenzentrums. Damit bleibt ein mittelgroßes Rechenzentrum ein Mammutprojekt. Übrigens: Megawatt (MW) beschreibt die Leistung, also wie viel Energie bereitgestellt oder verbraucht werden kann.
Bisher erfolgt die Finanzierung hierzulande häufig über private Investoren, die zweistellige Renditen und Erfolgsbeteiligungen fordern. „Das macht den Bau extrem teuer und verhindert, dass Projekte realisiert werden“, erklärt Kempe. Denn: „Viele Finanzierungen scheitern daran, dass die Erwartungen der Investoren schlicht nicht zu den Renditen passen, die Betreiber erzielen können“, betont Docter-Steffens.
Für viele Unternehmen – egal, ob Colocation-Anbieter oder datenintensive Betriebe – ist die Finanzierung neuer Rechenzentren eine Herausforderung. Ganz besonders dann, wenn mehrere Projektkomponenten wie Gebäude, IT-Infrastruktur und Sicherheitstechnik über eine Finanzierung abgebildet werden sollen, wird es schnell komplex. Abseits der Hyperscaler fehlt es an maßgeschneiderten Finanzierungslösungen, die alle Bausteine zusammenfassen.
Genau hier setzen spezialisierte Anbieter wie die Deutsche Leasing Gruppe an: Sie bündeln alle wesentlichen Assets – von der Gebäudehülle über Server und Netzwerktechnik bis hin zur Energieinfrastruktur – in einer ganzheitlichen Lösung. So können Bau- und Betriebskosten in die Nutzungsphase verlagert werden – nach dem Prinzip „Pay as you earn“. Es entsteht ein maßgeschneidertes Finanzierungskonzept, das steuerlich und finanziell optimiert ist und Unternehmen langfristige Planungssicherheit gibt. Die Sparkassen-Finanzgruppe bündelt zudem die Finanzkraft vieler Institute, um große Investitionsvolumina abzusichern. Ein klarer Vorteil gegenüber Private-Equity-Finanzierungen, die häufig nur auf kurzfristige Rendite setzen.
KI-Gigafabriken und Quantencomputer
Während die Politik über Digitalstrategien diskutiert, arbeiten Konzerne längst an der nächsten Stufe: SAP, Deutsche Telekom, Siemens und andere verhandeln mit der EU über eine sogenannte „KI-Gigafactory“. Geplant sind 100.000 KI-Chips – viermal so viel Leistung wie das größte existierende Rechenzentrum. „Damit ist alles gesagt“, so Docter-Steffens.
Doch während deutsche Projekte oft in endlosen Genehmigungsprozessen verharren, investieren US-Konzerne wie OpenAI und Nvidia bis zu 100 Milliarden Dollar in neue Kapazitäten. Der Mittelstand kann solche Summen nicht stemmen – er bleibt auf spezialisierte Partner angewiesen.
Gerade für mittelständische Betriebe sind deshalb Colocation-Rechenzentren eine attraktive Alternative zum eigenen Rechenzentrum oder zur Public Cloud, weil sie die Kontrolle über die gespeicherten sensiblen Daten behalten und dennoch von professionellen Rahmenbedingungen profitieren. Statt eigene Serverräume zu betreiben, mieten Unternehmen Stellflächen für ihre IT-Systeme – samt Strom, Kühlung, Netzanbindung und Sicherheit. Die Hardware gehört weiterhin dem Kunden, die Infrastruktur liefert der Anbieter. Das spart Investitionen, erhöht die Ausfallsicherheit und ermöglicht eine Skalierbarkeit auf Knopfdruck.
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Fazit: Deutschland droht den Anschluss zu verlieren
Gerade vor dem Hintergrund volatiler Märkte gewinnen assetbasierte Finanzierungsmodelle an Bedeutung. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, große Infrastrukturprojekte umzusetzen, ohne Kapital zu binden. Durch modulare Leasing- und Mietkaufstrukturen lassen sich Rechenzentren individuell skalieren – von der Grundstücksfinanzierung über IT-Komponenten bis hin zu grüner Energieversorgung.
Ein Schritt in die richtige Richtung. Denn: Rechenzentren sind die stillen Herzschrittmacher der Digitalisierung – doch in Deutschland drohen sie zum Bremsklotz zu werden. Hohe Energiepreise, fehlende Fachkräfte, komplexe Finanzierungen und politische Trägheit behindern den Ausbau. „Es geht im Grunde genommen um den Kern der Zukunftsfähigkeit dieses Landes“, fasst Docter-Steffens zusammen.
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