
Projekt saubere und sichere Lieferkette
Warum Unternehmen ihre Supply Chain nicht nur resilienter, sondern auch nachhaltiger aufbauen müssen
Compliance-Verstöße, Menschenrechtsverletzungen, Umweltschäden. Wie hält es jeder einzelne Geschäftspartner damit? Das herauszufinden und möglichst lückenlos zu dokumentieren, klingt nach einer Mammutaufgabe – und bereitet Mittelständlern in Deutschland enorme Sorgen. Der deutsche Mittelstandsbund etwa sieht eine große bürokratische Belastung auf Unternehmen zukommen, auch wenn ein Großteil der KMU nicht direkt betroffen ist. Ab 2023 gilt das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern, ab 2024 für alle mit mindestens 1.000 Beschäftigten. Es verpflichtet sie zu mehr Sorgfalt bei der Auswahl und Kontrolle ihrer Zulieferer. Konkret müssen sie ein Risikomanagementsystem installieren, das dazu dient, Menschenrechtsverletzungen, Compliance Verstöße und Umweltschäden zu erkennen – selbst wenn diese nicht im eigenen Betrieb geschehen. Doch das heißt: Auch ein 50-Mitarbeiter-Unternehmen, das einen Konzern beliefert, muss ihm gegenüber dokumentieren, dass es gesetzeskonform arbeitet.

EU will auch Kleinere in die Pflicht nehmen
Noch strengere Pläne hat die Europäische Union. Ihr Richtlinienentwurf sieht vor, dass Unternehmen aus kritischen Branchen wie etwa der Textilindustrie oder der Lebensmittelproduktion schon ab einer Größe von 250 Mitarbeitern für Fehlverhalten ihrer Lieferanten belangt werden können.
Wobei gerade die kleineren mit den neuen Vorgaben hadern. In einer Befragung des Deutschen Industrie und Handelskammertags gaben mehr als 50 Prozent der Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten an, dass sie Probleme haben, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz umzusetzen. Bei den großen Unternehmen mit 1.000 bis 3.000 Mitarbeitern bestätigten dies 29 Prozent.

Playbook: Resilienz in turbulenten Zeiten
In dem Playbook zeigen wir Ihnen drei konkrete Ansätze, wie sich Unternehmen mithilfe von Lieferkettentransparenz und Nearshoring kurz-, mittel- und langfristig resilienter gestalten und Abhängigkeiten verringern.
Mit Sorgfaltspflichten und Nachhaltigkeit punkten
„Deglobalisierung und Nachhaltigkeit haben großen Einfluss und verändern die Lieferketten. Nicht über Nacht, aber neben den Faktoren Kosten und Zeit werden Transparenz und Resilienz eine viel größere Rolle spielen.“
Dieter Behrens, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Leasing AG
Achtung: Nicht den Anschluss verpassen
So erzielen Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und gute Arbeitsbedingungen gleich mehrere Effekte. Zum einen drohen Unternehmen, die hier den Anschluss verpassen, für ihre Geschäftspartner zum Risiko zu werden. Diese kappen bereits bestehende Beziehungen, vor allem ins Ausland. Entweder aus Sicherheitsgründen, weil die bisherigen Lieferanten die Nachwirkungen von Lockdowns und Co. zu spüren bekommen. Oder aus Imagegründen, weil deren Arbeitsbedingungen nicht westlichen Vorstellungen genügen. „Deglobalisierung und Nachhaltigkeit haben großen Einfluss und verändern die Lieferketten. Nicht über Nacht, aber neben den Faktoren Kosten und Zeit werden Transparenz und Resilienz eine viel größere Rolle spielen“, sagt Dieter Behrens, der selbst immer häufiger mit Kunden über Projekte spricht, bei denen Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit sowie Klimaschutz keine Randaspekte mehr sind, sondern in den Mittelpunkt rücken. „Da geht es etwa um die Automatisierung und Digitalisierung von Logistikzentren“, sagt er. Fahrerlose Transportsysteme und Cobots werden nicht nur als Reaktion auf den Fachkräftemangel wichtiger, sondern auch weil sie die Arbeit für die bestehende Mannschaft sicherer und angenehmer machen. „Inzwischen sprechen wir sogar über Exoskeletts, die bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten unterstützen“, sagt Behrens. Dagegen gehöre die Photovoltaikanlage auf dem Hallendach inzwischen fast zum Standard. Natürlich auch bei dem Kölner Textilhersteller, der sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 klimaneutral zu sein – auch um Kunden ein weiteres gutes Argument zu liefern, sich für seine Hosen, Jacken, Westen und Co. zu entscheiden.
Weitere Artikel
Finanzierung anfragen
Sie haben bereits ein Investitionsvorhaben und möchten über die Herausforderungen oder mögliche Finanzierungslösungen für Ihr Anliegen sprechen? Dann senden Sie uns Ihre Nachricht. Wir tauschen uns gerne mit Ihnen aus.