
Darum sollten Mittelständler ihre CO2-Emissionen kennen
So wird eine transparente Klimabilanz zum Erfolgsfaktor
Erfahren Sie in unserem Artikel:
Kuchenmeister will klimaneutral werden. So schnell wie möglich. Doch dass dieses Ziel alles andere als einfach zu erreichen ist, musste auch die Großkonditorei aus dem nordrhein-westfälischen Soest feststellen. Gemeinsam mit gut 100 weiteren Mittelständlern nimmt Kuchenmeister an der Klimaschutzinitiative des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke „ZNU goes Zero“ teil. In dem Programm entwickelt das Unternehmen mit wissenschaftlichen Partnern Ideen und Maßnahmen, um Schritt für Schritt ein gesetztes Emissionsziel zu erreichen. Eigentlich wollten die Westfalen schon 2022 an allen Unternehmensstandorten zu 100 Prozent netto-klimaneutral arbeiten – also sämtliche Treibhausgasemissionen entweder vermeiden oder kompensieren. Nach dem Energiepreisschock infolge des Ukraine-Kriegs wurde dieses Vorhaben allerdings auf Ende 2024 verschoben.
Und doch ist Kuchenmeister schon deutlich weiter als viele andere mittelständische Unternehmen. Eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg und er Unternehmensberatung FTI-Andersch ergab, dass zwar 72 Prozent der befragten Mittelständler ihre CO2-Emissionen reduzieren wollen. Doch weniger als jedes Zweite hat bisher eine spezifische Strategie formuliert. Und ebenso wenige betrachten ihre Emissionen ganzheitlich.
Denn Emissionen sind nicht gleich Emissionen. Einige entstehen direkt im Unternehmen, andere bei der Erzeugung von Strom und Wärme und wieder andere bei vorgelagerten Prozessen und Transporten in der Wertschöpfungskette:
Scope-1-Emissionen
… sind die naheliegendsten. Denn sie stammen aus den Aktivitäten des Unternehmens selbst. Etwa aus dem Betrieb von Fahrzeugen oder Maschinen. Laut der Leuphana-Studie haben 82 Prozent der Befragten diese Emissionen bereits im Blick.
Scope-2-Emissionen
… sind indirekte Emissionen, die aus der Nutzung von bereitgestellter Energie resultieren, etwa dem Einkauf von Strom. Etwa 43 Prozent der Unternehmen erfassen und kennen ihre Scope-2-Emissionen.
Scope-3-Emissionen
… sind die indirekt in der gesamten Wertschöpfungskette verursachten Treibhausgase, etwa in der Förderung und dem Transport von Rohstoffen sowie der Herstellung von Vorprodukten durch Lieferanten. Diese Emissionen überblicken bisher lediglich 22 Prozent der Unternehmen.
Die Ergebnisse zeigen das Problem und gleichzeitig das Potenzial: Scope-1- und Scope-2 Emissionen können Unternehmen vergleichsweise einfach erfassen und verringern. Sei es durch die Umstellung des Fuhrparks auf Elektroautos, Investitionen in energieeffiziente Technik oder durch den Bezug von Ökostrom. Scope-3-Emissionen in der Lieferkette hingegen sind sehr viel schwieriger zu greifen. Und gleichzeitig ist dort der größte Hebel. Laut einer Studie der Boston Consulting Group und des Weltwirtschaftsforums entstehen je nach Sektor rund 80 Prozent der CO2-Emissionen in der Lieferkette. Aus diesem Grund setzt auch die Regulatorik dort an. Große Unternehmen, die bereits nach der Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) berichtspflichtig sind, müssen ab dem Jahr 2027 – dann für das Berichtsjahr 2026 – ihre Scope-3-Emissionen veröffentlichen. Dafür brauchen sie bereits 2026 auch Informationen ihrer Lieferanten. Diese sollten sowohl die Klimabilanz für ihr gesamtes Unternehmen als auch den CO2-Fußabdruck ausgewählter Produkte ausweisen können.

ESG-Glossar
Die Welt der Nachhaltigkeitsberichterstattung wächst - und mit ihr die Anzahl an Fachtermini und Abkürzungen. Erhalten Sie mit unserem Glossar einen umfassenden Überblick über alle relevanten Begriffe und verständlichen Erklärungen:
Nachhaltigkeit als Bedingung
Auch in der Leuphana-Studie beschreiben die Autoren den zunehmenden regulatorischen Druck durch EU-Richtlinien und das nationale Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), der sich bereits bei der Auswahl von Zulieferern bemerkbar macht. Unternehmen, die ihre Emissionen benennen sowie ihre Anstrengungen glaubhaft nachweisen und dokumentieren können, steigern ihre Chancen auf Aufträge. Doch der Aufwand auf dem Weg dorthin ist enorm.
Klimaschutz braucht Transparenz
Schritt eins ist immer ist das Monitoring. Auch Kuchenmeister misst seinen CO2-Fußabdruck und erstellt seit 2018 jährlich eine extern verifizierte Klimabilanz über Scope 1, 2 und 3. Wobei die dritte Kategorie den größten Rechen- und Rechercheaufwand verursacht. Zum einen, weil sowohl vorgelagerte Schritte (upstream) berücksichtigt werden müssen, als auch nachgelagerte Schritte (downstream). Zum anderen müssen Daten der Lieferanten abgefragt, gesammelt und zusammengefasst werden. Und wo keine direkten Informationen verfügbar sind, muss nach Branchendaten gesucht werden, um sich anzunähern. Für all das bieten spezialisierte Dienstleister inzwischen auch maßgeschneiderte Tools an.
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