Die Finanzplanung neu ordnen
Mit gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen und Materialmangel sind neue Herausforderungen zu meistern, die so schnell nicht wieder verschwinden. Zudem wächst der Kapitalbedarf zur Absicherung der Lieferkette, etwa um die Lagerhaltung neu aufzustellen, so dass viele Unternehmen vor der Herausforderung stehen, dass sie ihre Finanzierung und Liquiditätsplanung neu strukturieren müssen.
Dabei nehmen sie auch Alternativen zu Bankkrediten in den Blick. Denn die Kosten für klassisches Fremdkapital bleiben trotz Zinswende hoch. Ratingverschlechterungen durch schwächere Kennzahlen lassen Aufschläge der Kapitalgeber erwarten. So werden Finanzierungslösungen attraktiver, die nicht nur die mittel- und langfristige Finanz- und Liquiditätsplanung stützen, sondern auch Bilanz- und Kennzahlgestaltungen berücksichtigen.
Eine solche Lösung ist Sale-and-lease-back. Dabei kauft eine Leasinggesellschaft eine Immobilie, eine Anlage oder eine Maschine zum Verkehrswert auf, das Unternehmen least sie anschließend zurück. Dadurch erhält es Liquidität, die es für weitere Investitionen oder Finanzengpässe nutzen kann.
Wie funktioniert die Bilanzierung bei Sale-and-lease-back?
Darüber hinaus können Unternehmen mit Sale-and-lease-back ihre Bilanzkennzahlen verbessern und die Bilanzstruktur optimieren. Genau wie beim klassischen Finanzierungsleasing wird nach dem Verkauf das Leasingobjekt nicht mehr in der Unternehmensbilanz, sondern in der der Leasinggesellschaft erfasst. Das Leasinggut wird somit für den Leasingnehmer bilanzneutral. Die fälligen Leasingraten und Leasingsonderzahlungen können Unternehmen vollständig als Betriebsausgaben steuerlich geltend machen – vorausgesetzt, sie bilanzieren nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) und nicht nach den International Financial Reporting Standards (IFRS), da dort spezielle Regelungen zu beachten sind.
Ein weiterer positiver Effekt: Werden durch den Liquiditätszufluss beispielsweise Kredite getilgt, mit denen eine Maschine oder Immobilie ursprünglich finanziert wurde, dann steigt trotz gleichbleibendem Eigenkapital die Eigenkapitalquote und dadurch auch die Bonität.
Stille Reserven clever nutzen
So können Unternehmen durch Sale-and-lease-back sogenannte stille Reserven in der Bilanz aktivieren. Ideal ist das, wenn in Immobilien oder Maschinenparks gebundenes Eigenkapital bisher unter Marktwert bilanziert wurde, jedoch zu einem höheren Verkehrswert verkauft wird. In diesem Fall erhöht sich die Eigenkapitalquote ebenfalls – diesmal durch das gestiegene Eigenkapital. Dennoch können die Assets vom Unternehmen weiter genutzt werden. Bei Immobilien ist eine Laufzeit von bis zu 20 Jahren üblich und es besteht in der Regel ein festes Rückkaufsrecht.
Die Vorteile dieser bankenunabhängigen Finanzierungsalternative erkennen immer mehr Unternehmen – und zwar immer dann, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwierig sind. So wurden laut Bundesverband deutscher Leasingunternehmen im Corona-Jahr 2020 etwa acht Prozent mehr Sale-and-lease-back-Verträge abgeschlossen als im Vorjahr. Eine ähnliche Entwicklung war auch nach der Finanzkrise im Jahr 2009 zu beobachten.
Das zeigt: Gerade in schwierigen Phasen kann Sale-and-lease-back als Finanzierungselement Unternehmen dabei helfen, sich neu aufzustellen, nicht nur bei Zukunftsinvestitionen, sondern auch beim Abbau bestehender Verbindlichkeiten. Ein Beispiel dafür ist die Rückzahlung der KfW-Hilfskredite aus der Corona-Zeit. Sie stehen nach in der Regel zwei tilgungsfreien Anlaufjahren inzwischen für viele Unternehmer an und schränken gegebenenfalls den Handlungsspielraum ein. Allerdings sind Volltilgungen jederzeit möglich, ebenso die Rückgabe nicht gezogener Teile innerhalb einer bestimmten Frist. Auch dafür könnten Unternehmen Liquidität aus einem Sale-and-lease-back-Vertrag nutzen – und sich damit in der jetzigen Wirtschaftslage neue Möglichkeiten und echte Wettbewerbsvorteile schaffen.