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Fahren wir in Zukunft noch Auto, und wenn ja, wer wird es dann steuern – der gestresste Mensch oder der kühl rechnende Autopilot? Hubertus Mersmann und Frank Hägele, beide Geschäftsführer der Deutschen Leasing und verantwortlich für das Flottenmanagement, im Interview über Trends und Entwicklungen in der Mobilität.
Aus vielen Gründen verstehen Menschen heute unter Mobilität mehr, als nur ein eigenes Auto in der Garage stehen zu haben. Was kennzeichnet das Thema heute?
Mersmann: Wir beobachten tatsächlich einen deutlichen Trend zur Differenzierung der Mobilitätsbedürfnisse. Früher lautete die Antwort auf die Frage, wie komme ich von A nach B, überwiegend „mit dem eigenen Auto“, das allerdings meist 23 von 24 Stunden am Tag ungenutzt bleibt. Heute wird immer öfter die zum aktuellen Bedürfnis passende Mobilitätslösung gesucht, und zwar genau an dem Ort und zu dem Zeitpunkt, an dem sie gebraucht wird: Menschen leihen sich Fahrräder, mieten per Carsharing ein Auto oder fahren mit dem Fernbus. Diese Veränderungen auf der Angebots- und Nachfrageseite hängen natürlich eng zusammen, das eine bedingt das andere. Gerade die Digitalisierung und Technologisierung haben ganz neue Produkte- und Services möglich gemacht. Beispielsweise wären Leihfahrräder oder Carsharing, so wie wir das heute kennen, ohne digitale Zugangskontrolle und Vernetzung nicht möglich.
Hat diese Ausdifferenzierung der Mobilität auch Auswirkungen auf Unternehmen?
Mersmann: Auch Unternehmen fragen noch gezielter als früher nach den für sie am besten passenden Lösungen. Der Trend zur Individualisierung ist deutlich erkennbar. Darüber hinaus etablieren sich immer mehr Mobilityas-a-Service-Ansätze, kurz MaaS, bei denen verschiedene private, geteilte oder auch öffentliche Fortbewegungsmittel über eine Plattform gebucht werden, egal ob es sich dabei um einen Mietwagen, ein Flugzeug oder einen Elektroroller handelt. Perspektivisch könnten Mitarbeiter statt eines Dienstwagens ein Mobilitätsbudget erhalten, das sie für verschiedene Verkehrsmittel ihrer Wahl einsetzen können. So wie bei einem Mobilfunkvertrag würden hier Leistungen wegfallen oder reduziert werden, wenn das Budget erschöpft ist. Die Herausforderung für die Anbieter solcher Mobilitätskonzepte besteht darin, die Kosten- und Nutzungsstrukturen der verschiedenen Verkehrsmittel so aufzubereiten, dass diese ganz unterschiedlichen Daten am Ende eine transparente und einheitliche Abrechnung erlauben.
Was würde ein solches Mobilitätsbudget für einen Anbieter wie die Deutsche Leasing bedeuten?
Hägele: Die Entwicklung hier steht noch ganz am Anfang. Verschiedene Teilnehmer versuchen derzeit, den Markt zu besetzen, doch der Anteil am Gesamtmarkt ist noch sehr gering. Deshalb beobachten wir diese Markttrends sehr genau, sprechen mit den Anbietern der Lösungen und sind im ständigen Dialog mit unseren Großkunden, deren Bedarfe wir abbilden wollen. Dabei sehen wir vielfältige Möglichkeiten: Statt persönlicher Dienstwagen könnten wir eine Corporate-Carsharing-Lösung anbieten, bei der die Nutzung eines Autos vom Mobilitätsbudget des Mitarbeiters abgebucht wird. Auch ist es möglich, dass wir in Zusammenarbeit mit einem Komplettanbieter für Mobilitätsbudgets das Fahrzeugleasing als einen Teil dessen Dienstleistung übernehmen. Aber wie gesagt, die Zukunft hat hier gerade erst begonnen.
Mersmann: Diese zukünftigen, vollumfassenden Mobilitätslösungen sind so komplex, dass auch sehr große Unternehmen sie nicht mehr alleine anbieten können. Das gilt für den privaten ebenso wie für den gewerblichen Bereich. Der Trend geht klar zu Kooperationen zwischen den Anbietern von bisherigen Einzellösungen. Erst vor einigen Monaten haben Daimler und BMW eine umfassende Zusammenarbeit vereinbart, die fünf Bereiche abdeckt: Mobilitätsplanung, Carsharing, Fahrdienste, Parkplatzdienste und Ladeservices für Elektroautos. Beide gemeinsam haben bei diesen Diensten bereits einen Kundenstamm von weltweit 60 Millionen Nutzern, den sie schnell auf über 100 Millionen auszubauen wollen, um Konkurrenten wie Lyft, Uber und Didi aus dem Silicon Valley und aus Fernost etwas entgegenzusetzen.
Hat der Dienstwagen als Statussymbol und Leistungsanreiz also ausgedient?
Hägele: Der Anteil des Dienstwagens als Mobilitätslösung wird kleiner werden. Es wird mehr Situationen geben, in denen aufgrund der Lebenssituation ein Dienstwagen nicht attraktiv ist. Wer in der Großstadt lebt und die wenigen Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsstelle lieber mit der U-Bahn oder dem Fahrrad zurücklegt, für den hat ein Dienstwagen keinen echten Mehrwert. Die gebotenen Lösungen werden individueller an die Lebensphase und persönliche Vorlieben angepasst, aber auch daran, ob der Dienstwagen nur ein motivatorisches Incentive darstellt oder essenziell für die Ausübung der jeweiligen Aufgabe ist. Wer beispielsweise als Vertriebsmitarbeiter mobil sein muss, der braucht ein Auto, auch wenn er mitten in der Stadt wohnt.
Wie stark ist die Elektromobilität schon jetzt ein Thema, ganz im Allgemeinen und insbesondere für Anbieter wie die Deutsche Leasing?
Hägele: Die Zulassungszahlen für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben steigen seit Jahresbeginn sprunghaft. Das kommt auch bei uns an: Aus dem Informationsbedürfnis des vergangenen Jahres, als sich Unternehmen vor allem mit den Kostenaspekten alternativer Antriebe befasst haben, werden nun Vertragsabschlüsse. Es ist der echte Wille da, Teile des Fuhrparks entsprechend umzustellen. Interessant ist auch die Entwicklung beim Diesel. Obwohl sich in den Medien der Eindruck verfestigt, er habe endgültig ausgedient, steigen zumindest in Deutschland seit einigen Monaten wieder die Zulassungen. Auch hier gilt wie für alle anderen Mobilitätslösungen auch: Angeschafft wird, was das Mobilitätsbedürfnis der Nutzergruppe am besten bedient. Für den Vertriebsmitarbeiter mit vielen Langstrecken wird das ein Fahrzeug mit Dieselmotor sein, für den urbanen Lieferservice das Elektroauto.
Ein anderes Technologiethema, das die Fahrzeugbranche zurzeit stark umtreibt, ist das autonome Fahren. Hat der Fahrzeugführer von heute ausgedient? Werden Menschen sich in Zukunft vertrauensvoll in selbstfahrende Autos setzen?
Hägele: Autonomes Fahren ist ein Zukunftsthema mit einem gewaltigen wirtschaftlichen Potenzial. Eines der wichtigsten Unternehmen, Googles Schwestergesellschaft Waymo, wurde Ende 2018 bereits mit 175 Milliarden US-Dollar bewertet, mehr als drei Mal so viel wie der derzeitige Börsenwert von BMW. Bevor diese Fantasie Realität wird, muss sich die Technologie aber erst einmal auf dem Markt durchsetzen. Von den fünf Levels des autonomen Fahrens sind aktuell zwei zugelassen, erhältlich und tatsächlich auch stark nachgefragt: Assistenzsysteme der Level 1 und 2, die beim Halten der Spur assistieren, automatisch beschleunigen und abbremsen oder das Fahrzeug selbstständig einparken. Ganz persönlich meine ich, dass wir in Deutschland Level 4 und 5 so schnell nicht sehen werden. Es fehlt dafür schlicht der rechtliche Rahmen, Haftungsfragen bei Unfällen blieben ungeklärt. Auch der emotionale Bezug zum Autofahren, der hierzulande stärker ausgeprägt ist, als beispielsweise in Asien, wird dafür sorgen, dass die Menschen das Steuer nicht so schnell aus der Hand geben.
Mersmann: Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind sicherlich noch ein großes Fragezeichen, der Gewinn an freier Zeit würde für mich ganz persönlich allerdings den Verlust des emotionalen Bezugs zum Auto überwiegen. Deshalb erwarte ich eine eher schnelle Entwicklung, auch weil die deutsche Fahrzeugindustrie das Thema rasch und konsequent vorantreiben wird – und muss. Unternehmen wie das eben erwähnte Start-up Waymo können schnell die großen zukünftigen Konkurrenten von Daimler, BMW und Co. werden, wenn es ihnen gelingt, selbstfahrende Fahrzeuge zu etablieren und die entstehenden Fahrzeug- und insbesondere die von ihnen erhobenen Nutzerdaten (exklusiv) selbst zu nutzen. Etwa zwei Drittel der Kosten eines Taxis entfallen auf den Fahrer. Stellen Sie sich vor, welche Werbefläche und -maßnahmen ein selbstfahrendes Taxi bietet. Das kann und wird sich unsere Fahrzeugindustrie nicht entgehen lassen.
Herr Hägele, Herr Mersmann, vielen Dank für das Gespräch.