Alle Deutschen lieben ihre Scheine und Münzen. Alle? Nein! Eine kleine, aber wachsende Gruppe bezahlt immer öfter mit dem Smartphone. Google, Apple und die Sparkassen machen es möglich.
Neulich im Supermarkt: „Gibt es bei Ihnen dieses, äh, Mobile-pay-Dings?“, fragt der Kunde. „Ja, da müssen Sie Ihr Handy hier dranhalten“, antwortet die Kassiererin und deutet auf das Terminal, wo sonst EC- oder Kreditkarten eingesteckt werden. Der Kunde tut’s. Es macht „pling“. Fragend schaut er die Frau an der Kasse an. Sie zuckt mit den Schultern, sagt, „ich glaub’, das war’s“, und reicht ihm den Kassenbeleg.
Solche oder ähnliche Szenen spielen sich seit einigen Monaten immer öfter in deutschen Supermärkten, Cafés, Restaurants und Taxis ab. Ganz allmählich entdecken die Deutschen das Mobile Payment, das Bezahlen mit dem mobilen Endgerät, nachdem es schon seit Jahren zahlreiche Versuche gab, dies zu etablieren. Unter den Pionieren waren die Landesbank Berlin, die Targobank, die Volkswagen Bank, der Betreiber des Bonusprogramms Payback und viele andere. Der echte Durchbruch blieb ihnen bisher verwehrt. Doch jetzt bringen Player wie Google, Apple und auch die Sparkassen den Markt in Schwung.
Anderswo auf der Welt ist Mobile Payment längst Alltag. Dank „M-Pesa“, dem System des Mobilfunkanbieters Safaricom, bezahlen in Kenia seit 2007 Menschen mobil. Ende 2018 existierten dort 32 Millionen aktive mobile Zahlkonten – bei 50 Millionen Einwohnern. Das ostafrikanische Land ist nur ein Beispiel für die weltweit rasante Zunahme von Mobile Payment. Die US-Unternehmensberatung Frost & Sullivan geht in einer aktuelle Prognose davon aus, dass sich der Wert der mobil bezahlten Transaktionen in China von 2017 bis 2023 auf jährlich rund 100 Billionen US-Dollar verdreifachen wird, etwa fünf Mal so hoch wie das gesamt US-Bruttoinlandsprodukt 2018.
WeChat Pay und Alipay dominieren
Einen großen Teil dieser Transaktionen werden Nutzer von „WeChat Pay“ und „Alipay“ bestreiten. Experten gehen bei der Bezahlfunktion der in China extrem populären App „WeChat“ von aktuell weltweit 900 Millionen Konten aus, die mindestens einmal monatlich verwendet werden. Der chinesische Handelsriese Alibaba toppt diese Zahl sogar noch. Nach eigenen Angaben hat die weltweite Zahl der monatlichen Nutzer der Online- und Mobile-Bezahlplattform Alipay die Milliardenmarke Anfang 2019 geknackt.
Von solchen Zahlen ist Europa und insbesondere Deutschland noch weit entfernt. Laut PwC sind die Bundesbürger im europäischen Vergleich das Schlusslicht beim Mobile Payment: Nur ein Viertel der Bundesbürger bezahlten mit ihrem mobilen Endgerät 2018 regelmäßig oder wenigstens ab und zu. In der Türkei sind es bereits zwei Drittel, in den Niederlanden und Belgien rund die Hälfte der Bevölkerung. Die Interessenvertretung eco – Verband der Internet- wirtschaft e. V. geht sogar noch von weit weniger Nutzern aus: Demnach zahlt nur jeder zwanzigste deutsche Verbraucher regelmäßig mit dem Smartphone, die überwiegende Mehrheit nie.
Der Eintritt großer Digitalunternehmen und Banken wird aller Voraussicht nach den deutschen Mobile-Payment-Markt in Bewegung bringen. Seit knapp einem Jahr geht es hier Schlag auf Schlag: Im Juni 2018 startete Alphabet mit „Google Pay“, im Juli brachten die Sparkassen ihre „Mobiles Bezahlen“-App auf den Markt, und Apple zog mit „Apple Pay“ im Dezember nach. Jede dieser Apps- und Zahlsysteme bietet einzelne oder auch Kombinationen der drei Prinzipien des mobilen Bezahlens an: