Erklären Sie das.
Sobald Sexroboter günstig erhältlich sind, werden viele sie aus Neugier kaufen. Die Gewinne werden in die Entwicklung gesteckt, die Preise sinken wiederum, und die Entwicklung geht weiter – die klassische Biografie elektronischer Produkte. So werden aus den Sexrobotern komplexe Entitäten werden, mit denen wir zusammenleben.
Eine perfekte Frau zu erschaffen, ist ein alter Männertraum mit einer langen Kulturgeschichte – so sind auch Sexroboter nach männlichen Fantasien gestaltet. Gegner sehen darin eine neue Spitze des Patriarchats.
Es gibt auch Männermodelle. Die sind nach weiblichen Fantasien gestaltet.
Männermodelle fristen ein Nischendasein. Aber formulieren wir es so: Sexroboter reduzieren den menschlichen Körper auf ein Objekt. Das hat etwas Entwürdigendes.
Nein, hat es nicht, weil es kein Mensch ist, sondern ein Roboter. Vielleicht werden Roboter für Frauen erst richtig interessant, wenn sie komplexer werden. Aber ich bin überzeugt, dass viele Frauen, die Vibratoren benutzen, zumindest neugierig sein werden, einen Sexroboter zu kaufen.
Eben: Der Körper wird zu einem Produkt, das man kaufen und benutzen kann.
Das ist nun eine Grundsatzdiskussion zu bezahltem Sex. Für mich ist es etwas sehr Ähnliches, eine Prostituierte oder für einen Roboter zu bezahlen. Der Roboter macht es, weil er dazu da ist und keine Wahl hat. Und die Prostituierte macht es, weil sie damit ihren Lebensunterhalt bestreitet. Reduzieren freiwillige Prostituierte mit ihrer Arbeit Frauen zu einem Objekt? Das zu behaupten, fände ich wiederum entwürdigend.
In Barcelona gibt es ein Sexroboterbordell, weitere in der EU sind in Planung. Welche Entwicklung erwarten Sie hier?
Sexroboterbordelle werden sicher ein sehr großer Markt werden, vor allem am Anfang, wenn sich viele noch keinen eigenen Roboter leisten können. Wie sich dies auf die menschliche Prostitution auswirken wird, kann man noch nicht sagen. Da brauchen wir erst Erfahrung und Forschung.
Kann man bei Sexrobotern überhaupt von Sex sprechen, oder ist es Masturbation?
Streng genommen ist es vielleicht Letzteres, aber das können Philosophen besser entscheiden. Wenn man mit einem menschlich anmutenden Roboter im Bett das Gleiche macht wie sonst mit einem Menschen – dann ist das für mich Sex.
Kann man einen Roboter vergewaltigen?
Es klingt hart, aber das ist eine Frage der Programmierung. Man kann eine Software schreiben, die nicht oder nicht immer Sex will. Dann muss sich der Mensch entscheiden, ob er den Roboter dazu zwingt. Es gibt Leute mit Vergewaltigungsfantasien, und einige davon verwirklichen sie leider auch. Wenn es so weit kommt, sage ich: besser einen Roboter als einen Menschen.
Es besteht das Risiko, dass die Fantasie, sobald sie mit einem Roboter realisiert ist, auch auf echte Menschen ausgedehnt wird.
Diese Gefahr gibt es. Andererseits besteht die Chance, mit Robotern Leute mit genau diesen Tendenzen zu therapieren. Bevor wir nicht Zehntausende Sexroboter auf dem Markt haben und entsprechende psychologische Studien machen können, wissen wir schlicht nicht, wie stark der ermutigende Effekt und wie stark der therapeutische Nutzen sein kann. Wir brauchen Zeit, Experimente, psychologische Studien.
Vielleicht wäre das alles einfacher, wenn Roboter gar nicht erst menschenähnlich aussehen würden.
Ich glaube nicht. Studien aus Japan zeigen, dass die Menschen einfacher eine Bindung zu menschlich aussehenden Wesen aufbauen. Es wäre eine künstliche Hürde.